Fietsers!!!

Neulich waren wir wieder im schoenen Holland unterwegs zum Zwecke der Tiefenentspannung mit Paddeln auf der Maas, Lesen, Schlafen und natuerlich Fahrradfahren.  Gewohnt haben wir uebrigens im Hotel De Oolderhofje, welches wir hier beschrieben haben.…

Posted by eumel8 on August 06, 2010 · 5 mins read

Neulich waren wir wieder im schoenen Holland unterwegs zum Zwecke der Tiefenentspannung mit Paddeln auf der Maas, Lesen, Schlafen und natuerlich Fahrradfahren.  Gewohnt haben wir uebrigens im Hotel De Oolderhofje, welches wir hier beschrieben haben. Fahrradfahren ist wirklich unglaublich in Holland - alle Klischees werden sofort erfuellt. Erstmal ist Jeder mit dem Fahrrad unterwegs - also wirklich Jeder. Seien es Kinder auf dem Weg zur Schule oder der Opa mit dem Krueckstock, der zwar nicht mehr laufen kann aber dafuer Fahrrad faehrt. Das Auto ist kein Statussymbol wie in Deutschland, welches man ausser der Villa mit Garten ueberall mit hinnehmen kann zum Zeigen (und wenn ich Sonntag 20 Mal den Feldberg hoch- und runterfahre).

Was hat man nun fuer eine Infrastruktur, die das Fahradfahren ohne Blessuren und Belaestigungen ermoeglicht? Machen wir uns mal auf den Weg.

Wir beginnen unsere Fahrt in tiefster Pampa. In Ool wohnen wirklich nur 350 Einwohner, trotzdem gibt es eine baulich getrennte Strasse fuer Autos zum Nachbarort Herten, einen Fietspad am Oolderplas entlang und einen Wirtschaftsweg nach Herten, der auch vom Fahrrad benutzt werden kann. In Herten gibt es neben der normalen Strasse einen Radweg, der zum einen mit rotem Asphalt eingefaerbt ist und in 2 Fahrtrichtungen befahrbar ist und mit 5 Meter Breite durchaus der normalen Strasse Konkurrenz machen kann. Im Ort gibt es dann Kreisverkehre (natuerlich), bei denen es jederzeit Vorfahrt fuer Fahradfahrer gibt, da die Radwege um die Kreisverkehre rundum fuehren. Manchmal gibt es keinen Radweg. Dann ist die Strasse eine Tempo-30-Zone. weil dadurch die Geschwindigkeit der verschiedenen Verkehrsteilnehmer angepasst werden (ein Konzept was auch auf Autobahnen funktioniert).  Ausserhalb vom Ort an der Bundesstrasse gibt es einen Radweg, der baulich getrennt ist. Auch in der freien Natur gibt es keine Probleme. Radwege sind durchnummeriert und an entscheidenden Stellen ausgeschildert. Was aber nun wirklich schlimm ist:  Nach der Ortsdurchfahrt in Heel fuehrt der Weg an einer Ampel-Kreuzung ueber eine weitere Bundesstrasse. 10 Meter vor der Ampel ist eine Induktionsschleife im Radweg verlegt. Faehrt man mit dem Fahrrad drueber, kriegt die Ampelanlage ein Signal und schaltet die Fahrradampel auf gruen - ungeachtet dessen, dass gerade 30 Autos anhalten muessen, um zu warten. Faehrt man schneller ueber die Schleife und will diesen aberwitzigen Vorfall noch beschleunigen, gibt es noch vor der Ampel einen kleinen Knopf  in Lenkerhoehe, mit dem sich ebenfalls sofort die Ampel ausloesen kann. Geradezu muehelos kann man so 50 km Radstrecke zuruecklegen und wird mit kleinen baulichen Massnahmen immer vom motorisierten Verkehr ferngehalten.

Am selben Tag habe ich auf meiner heissgeliebten hr-online-Webseite einen Bericht gelesen, wonach es demnaechst in Frankfurt auf der Zeil politisch verboten sein soll, Fahrrad zu fahren. Mhm, dazu gibt es das schoene niederlaendische Sprichwort "Eeen klap van de molen gekregen hebben", was woertlich soviel bedeutet, dass man wohl den Fluegel einer Windmuehle abbekommen hat, um auf solche abwegige Gedanken zu kommen.

  1. Liebe FDP,ist die Zeil aus unverstaendlichen Gruenden tagsueber sowieso so voll mit Menschen, sodass man mit dem Fahrrad gar nicht durchkommt. Ausser nach 20:00 Uhr - dann werden die Bordsteinkanten hochgeklappt.
  2. Alternativen fuer diese Wegstrecke gibt es nicht, wenn man sich die Seitenstrassen antun will, in denen Autos zum Parkhaus tuckern oder wild Ein- und Ausparken ueben.
  3. Radfahren ist in Frankfurt prinzipiell unsupported. Die "Rostige Speiche" geht zwar jedes Jahr an Frankfurt vorrueber, weil es a) andernorts noch schlechter ist und b) abundzu doch ein Stueckchen Radweg gebaut wird.

Aber ebend nur ein Stueck. Es gibt kein ersichtliches Konzept, alles ist auf  PKW-Verkehr eingerichtet, obwohl dass der Stadtkern von Frankfurt gar nicht hergibt. Was will ich mit 100 Meter Radweg auf der Hauptwache, um mich danach wieder in den normlen PKW-Verkehr einfaedeln zu muessen. Es ist ebend alles nur Lobby-Arbeit. Welches Trarara wird auch gemacht, wegen der Benutzung von Einbahnstrassen in verkehrter Richtung - in Holland ist prinzipiell jede Strasse in der Stadt fuer Fahrradfahrer erlaubt. Und es ist explizit ausgeschildert. Auch Ampeln schalten dort sofort um und die Schaltauftraege werden nicht durch den Wiesbadener Verkehrszentralrechner bearbeitet, der dann nach 5 Minuten Rechenzeit entscheidet, dass es nun ein guenstiger Moment waere, die Oma ueber die Strasse zu lassen.

Also, liebe FDP aus dem Roemer:  Fahrt mal selber mit dem Rad zur Arbeit und macht mal ein schluessiges Konzept. Oder sperrt Fahrradfahrer gleich ganz aus der Stadt aus.  Waere ja auch irgendwie konsequent.

 

http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?key=standard_document_39524085&rubrik=34954