November 2010: Ploetzlich und unerwartet bekommen wir zum Monatsende Damenbesuch. Tief Katharina kommt locker flockig deswegs, kleidet sich bevorzugt in Weiss und laesst sich nicht abwimmeln. Im Gegenteil, sie breitet sich raumgreifend aus, richtet sich haeuslich ein und hat innerhalb kuerzester Zeit ganz Deutschland in ihren Bann gezogen. Mit anderen Worten: Voellig ueberraschend ist es in der Adventszeit Winter geworden. Dieser hielt ja je nach Gegend fuenf bis sechs Wochen an und erfreute uns immer wieder mit ergiebigen Schneefaellen.
Ausreichend Zeit also, das Verhalten der lieben Mitmenschen zu beobachten. Tatort ist ein Mehrfamilienhaus in einer Nebenstrasse. Diese wird nicht gelaugt oder mehrmals taeglich vom Winterdienst geraeumt, also alsbald auf allen Wegen und Stegen eine geschlossene Schneedecke zu verzeichnen. Bloed, wenn man das Auto auf dem Seitenstreifen stehen hat und losfahren will. Widerwillig wird der Schneeschieber aus dem Haus geholt um das Auto notduerftig freizuraeumen. Nicht, dass der Gehweg einer Raeumung wuerdig waere oder ein Gang fuer den Muellfahrer oder gar den Postboten erwogen wird. Gerade Letztere sind ja in der Advents- und Weihnachtszeit tiefenentspannt und haben gar nicht viel zu tun...
Aber wir bezahlen ja eine Hausverwaltung, die auch fuer Schnee zustaendig ist. Wie, Sie gehoeren zur berufstaetigen Bevoelkerung und koennen nicht bis 09:30 warten, wenn der Gehweg freigelegt wird? wie, Sie wollen sogar den weiten Weg zur S-Bahn unfallfrei zuruecklegen? Das stoert den Rest der Welt halt herzlich wenig. Also heisst es selbst Schneeschieben. Gerne doch. Falls es nach 09:30 weiterschneit, och, einfach ignorieren. Und ich freue mich auch total, wenn sich jemand auf den von #mir# grossflaechig freigeraeumten Parkplatz stellt. Sprich, wo erst ein Polo stand, hat sich jetzt ein Van gemuetlich eingerichtet. Interessant ist auch, dass einige Autobesitzer, die gefuehlt ganzjaehrig im Freien Parkplaetze beanspruchen, offensichtlich doch Garagen oder Carports haben und damit die PKWs ploetzlich aus unserem Sichtfeld verschwunden sind.
Noch ein besonderes Highlight: Waehrend wir selbst mit Raeumarbeiten beschaeftigt waren, hat sich in unserer Strasse ein auslaendischer PKW festgefahren. Strasse dicht, nichts geht mehr. Also haben wir geholfen anzuschieben bzw. die Raeder freizuraeumen. Ein gehetzter Postbote hat sich auch noch eingebracht. Aber der Rest der Mitmenschen: raeumt in aller Seelenruhe den BMW und die eigene Garage frei und beobachtet misstrauisch unsere Bemuehungen. Oder kommt im Pelzmantel angefahren und beschimpft uns, weil wir uns auf der Strasse bewegen, um anderen zu helfen. Auf die Bitte zu Helfen, wurde leider "Keine Zeit" vermeldet.
Um es mit den Worten eines Nachbarn zu sagen, der forschend fragte "Schieben Sie Schnee???" Leute, die freiwillig Schnee schieben, sind #sehr# suspekt! Der Rest der Welt wartet wohl auf die Winterfee, die zu jeder Tages- und Nachtzeit die Wege freihaelt, unsichtbar bleibt und auf gar keinen Fall zur Unzeit Laerm macht. Schoenes Leben noch.