Kaum ein anderes Konsumprodukt wechselt so oft den Preis am Tag wie der Liter Super bleifrei an der Tankstelle. Skurril ist auch, dass die dritte Nachkommastelle mit herkoemlichen Zahlungsmitteln gar nicht bezahlt werden koennte (z.B. 1,639 Euro). Ich glaube selbst mein Konto wird nur bis zur zweiten Nachkommastelle gefuehrt, womit auch eine elektronische Zahlungsabwicklung nicht zum Vorteil gereichen wuerde. Das ist sowieso eher ein Nachteil, wenn man erst umstaendlich einen Kartenleser bemuehen muss, der dann ueber eine Akustikkoppleranbindung mit der Zentrale auf dem Mond verbunden wird, um den Gesamtbetrag fuers Tanken vom Konto einzuziehen. Im Ausland klappt das wesentlich besser. In Belgien auf der Autobahntankstelle gab es gar kein Personal. Neben den Zapfsaeulen gab es ein kleines Kaestchen, wo man seine EC-Karte reinschubbeln konnte und schon konnte man das Auto volltanken und dann einfach weiterfahren. Fast schon bischen unheimlich. In Den Haag gab es mitten in der Stadt eine unbemannte Tankstelle, wo man seine VISA-Karte in einen Automaten reinsteckt, tankt und einfach weiterfaehrt. Den Luxus fuer Autofahrer gab es in Costa Rica an einer Esso-Tankstelle: 6 Angestellte stuerzten sich auf mich als Kunden. Einer fragte, ob vollgetankt werden solle, einer machte sich schon am Tankdeckel zu schaffen, einer fing an die Fenster zu putzen, einer guckte noch nach den Reifen und den Oelstand, einer trug die Kreditkarte zu einem anderen Angestellten, der den elektronischen Zahlungsvorgang durchfuehrt und alle wuenschten noch eine gute Fahrt. Hierzulande duerfte nur Michael Schumacher solchen Service geniessen, wenn er auf dem Nuerburgring seine Runden dreht.
In den letzten Tagen war ich auch oft mit dem Auto unterwegs. Auf den Autobahnen bewiess ich Markentreue und tankte immer bei ARAL. Erstens gibt es Paybackpunkte und zweitens kann man deren Benzinsorten im Gegensatz zu SHELL noch unterscheiden. Obwohl ... Super bleifrei heisst jetzt Super E5, aber ansonsten ist alles in Ordnung. Ein Argument der Preispolitk ist aber, dass es zu viele Tankstellen geben wuerde und die Leute zu oft die Tankstelle wechseln. Deswegen wuerde auch so oft der Preis wechseln. Mhm, auf der Autobahn geht das schlecht und mancherorts wird man schon ungeduldig, wenn 50 km keine Tankstelle kommt und die gelbe Lampe leuchtet. ARAL (die eigentlich BP sind) haben auch ein huebsches Diagramm auf ihrer Webseite, auf der die Zusammensetzung des Benzinpreises dargestellt sind. Demnach gehen 46 % des Preises fuer Energiesteuer und Mehrwertsteuer ab, nochmal 9 % fuer Oekosteuer, 3 % fuer Kosten (darin sind der beruehmte 1 Cent fuer den Tankstellenpaechter und 1 Cent Gewinn fuer den Mineraloelkonzern) und 41 % kostet die Produktbeschaffung. Interessant ist schon mal die prozentuale Angaben der Abgaben. Wenn das Produkt also 1 Cent teurer wird, wird der Preis eigentlich 2 Cent teurer, weil von dem einem Cent die Haelfte nochmal an Abgaben faellig wird. Wie lange dauert es eigentlich noch, bis jemand mit seinem Tankwagen persoenlich in Rotterdam Europoort vorfaehrt und groessere Mengen Super-Benzin fuer seinen Freundes- und Bekanntenkreis abholt? Wenn man bei Google nach "unleaded gasoline trading company suppliers" sucht, findet man ganz lustige Webseiten, wo es so eine Art Onlinehandel zwischen dem Kapitaen eines Tankers und diversen Wiederverkaeufern von Benzin gibt. Klar, man wuerde das ganze Vertriebsnetz und die armen Tankstellen von ihrer Arbeit entlasten, die Energiesteuer wuerde aber EU-weit der Zoll eintreiben - es kommt also theoretisch aufs selbe raus. Ist also die EU zum Schluss das erklaerte Feindbild? Es scheint so. Die hohen Energiesteuern sollen den Verbrauch von fossilen Brennstoffen vermindern und damit auch den CO2-Ausstoss minimieren. Super Sache, aber die Anwendung von erneuerbaren Energien wird somit nicht gefoerdert. Hersteller von Solaranlagen gehen zum Beispiel reihenweise pleite.